Erich Fried: 17. – 22. Mai 1966

17. Mai 2021

Aus Da Nang

wurde fünf Tage hindurch

täglich berichtet:

Gelegentlich einzelne Schüsse

Am sechsten Tag wurde berichtet:

In den Kämpfen der letzten fünf Tage

in Da Nang

bisher etwa tausend Opfer

In: und VIETNAM und – Einundvierzig Gedichte, 1966, Berlin, Seite 23

Sofortige Beendigung der Gewaltspirale im Nahen Osten

14. Mai 2021

Pressemitteilung: Internationale Föderation der Widerstandskämpfer – FIR

Erneut müssen wir erleben, dass im israelisch-palästinensischen Konflikt Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung in erster Linie die Zivilbevölkerung trifft. Begonnen haben die Auseinandersetzungen vor vielen Tagen mit dem Versuch der weiteren Durchsetzung der von den Vereinten Nationen eindeutig verurteilten Siedlungspolitik, die auf eine Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung in Ostjerusalem hinausläuft. Mit der Behauptung von »jüdischen Eigentumsrechten«, die vor 70 Jahren in diesem Gebiet bestanden hätten, wollen nationalistische Siedler palästinensische Bewohner vertreiben. Proteste gegen Zwangsräumungen und Einschränkungen des Besuchs von islamischen Gotteshäusern beantwortete die israelische Regierung mit Repressalien. Nachdem das israelische Militär und andere Sicherheitskräfte die Eskalation in Ostjerusalem über mehrere Tage mit mehreren hundert Verletzten auf seiten der palästinensischen Bevölkerung vorangetrieben hatten, begann die Hamas mit dem Raketenbeschuss auf israelische Städte. Dies wiederum führte zu massivem Bombardement israelischer Luftstreitkräfte auf Gaza, die Zerstörung von ziviler Infrastruktur und anderen Stellungen. Beide militärische Maßnahmen können das Problem nicht lösen. Wir appellieren für sofortige politische Gespräche, um die Bedrohung der Zivilbevölkerung zu beenden.

Es ist erkennbar, dass die Regierung Netanjahu diese Auseinandersetzung eskalieren ließ – und das auf dem Rücken der israelischen und der palästinensischen Zivilbevölkerung. Dass Netanjahu dabei vor allem sein eigenes politisches Überleben im Sinn hat, macht sein Verhalten um so verwerflicher. Nachdem er trotz mehrfacher Neuwahlen nicht in der Lage gewesen ist, eine eigene Regierungsmehrheit im Parlament zu erreichen, will er mit der Zuspitzung der militärischen Lage – wie es der Historiker Moshe Zimmermann klar analysierte – verhindern, dass seine politischen Opponenten, zu denen auch arabische Israelis gehören, sich zu einer politischen Koalition verbinden können.

Gleichzeitig will er damit die Biden-Administration drängen, sich – im Sinne der früheren Trump-Politik – für das Konzept von Jerusalem als israelische Hauptstadt zu positionieren, was eine politische Lösung mit der palästinensischen Seite auf Dauer verhindern würde. Damit ist eine explosive Lage im Nahen Osten entstanden, die nur durch politische Gespräche entspannt werden kann. Denn eines ist klar: Mit diesen Eskalationen wird es keine friedliche Lösung des Konflikts geben – Beobachter haben Sorge vor einer dritten Intifada, die erneut viele hundert Opfer unter allen im Nahen Osten lebenden Menschen fordern würde. Die FIR als »Botschafter des Friedens der Vereinten Nationen« ruft zur Deeskalation unter Beteiligung der UNO auf. Die Hamas muss die Raketenangriffe auf israelische Städte sofort beenden. Die israelische Armee muss die Angriffe auf Gaza sofort stoppen. Und die politisch Verbündeten müssen der israelischen Regierung deutlich machen, dass sie nicht bereit sind, eine militärische Eskalation zu unterstützen, sondern sich für politische Lösungsschritte einsetzen.

www.fir.at

12. Mai 2021

Wir trauern um unseren Kameraden

Peter Oberhaus

5.2.1952 – 20.4.2021

Peter war viele Jahre Mitglied unserer

VVN-BdA Kreisvereinigung Wuppertal.

Er war der unermüdliche aktive Organisator der alljährlich am 8. Mai stattfindenden Gedenkveranstaltung an den Gräbern der Zwangsarbeiterinnen, der Zwangsarbeiter und ihren Kindern auf dem Friedhof Norrenberg.

Seine Arbeit für die VVN-BdA Kreisvereinigung Wuppertal, seine inhaltlichen und organisatorischen Hilfen für die Aktivitäten bleiben dankbar unvergessen.

Sebastian Schröder Dirk Krüger

VVN-BdA Kreisvereinigung Wuppertal

Mauern überwunden

10. Mai 2021

Erster Kontaktbesuch beim politischen US-Gefangenen Mumia Abu-Jamal nach Herzoperation

Noelle Hanrahan in junge Welt vom 10. Mai 2021

Pam Africa sagte mir neulich, wir müssten Mumia besonders »im Auge behalten«. Als ich am Freitag, dem 7. Mai 2021, mittags die Besucherzelle betrat, sagte Mumia: »So einfach kann man also über diese Mauern klettern, Schwester!« Er gluckste. »Wie zum Teufel hast du es geschafft, hier hereinzukommen?« Ich zuckte mit den Schultern und stellte die Gegenfrage: »Seit wann lassen wir uns von Mauern aufhalten?« Wir tauschten einen Highfive-Gruß an der Trennscheibe aus. Dann sagte ich: »Ich habe den Wärter gerade gebeten, sich darum zu kümmern, dass wir jetzt den Kontaktbesuch machen können, der mir gestern von der Anstaltsleiterin genehmigt wurde, weil deine Quarantäne beendet ist.« Mumia antwortete: »Okay, dann lass uns reden, und wenn der Wärter zurückkommt, können wir ja in den anderen Raum umziehen.« Zehn Minuten später war es soweit, mein Kontaktbesuch bei Mumia war bestätigt, und wir konnten ohne die Plexiglastrennscheibe weiterreden. Nach einem Ellbogengruß und einer Umarmung setzten wir uns an einen Tisch im völlig leeren Besuchsbereich im Staatsgefängnis SCI Mahanoy in Pennsylvania.

Zuerst möchte ich betonen, dass Mumia großartig aussieht. Er hat wieder Energie. Er lächelte breit unter seiner Gesichtsmaske. Er lachte und erklärte, er habe eine weitere Chance erhalten zu leben. Er klang genau wie »Tony der Tiger« (das bekannte Maskottchen aus der Werbung für US-Frühstückscerealien, jW), wenn er brüllt: »Ich fühle mich großartig!« Ich kann mir vorstellen, dass es nach Monaten der Herzinsuffizienz gut ist, wieder ein funktionierendes Herz zu haben, und dass es dazu beiträgt, dass Mumia sich wieder stark genug fühlt, die Wiederherstellung seiner Gesundheit in Angriff zu nehmen. Erkrankungen des Herzens können vollständig geheilt werden, auch wenn die richtige Ernährung und ausreichende Bewegung eine große Herausforderung sind in einem Gefängnis, das für seine Totaleinschlüsse der Häftlinge bekannt ist und in dem der strikte Lockdown wegen der Coronapandemie ein volles Jahr dauerte.

Über Mumias Brustbein zieht sich jetzt eine lange, schmale Narbe hin. Sie ist das Ergebnis einer doppelten Bypassoperation am offenen Herzen, die erst wenige Tage zurückliegt. Er ist ein schlanker Mann von etwa 90 Kilogramm bei 1,80 Meter Körpergröße und befindet sich auf dem Weg der Genesung. Mumia erwartet, dass er sehr bald von der Krankenstation in den normalen Zellentrakt verlegt wird.

Mumia lässt durch mich alle wissen, wie sehr er sich bewusst ist, dass die Solidaritätsbewegung dafür gesorgt hat, dass seine Erkrankung ernstgenommen und endlich richtig diagnostiziert wurde. Mumia weiß, dass er nicht überlebt hätte, wenn die Außenwelt nicht ein grelles Scheinwerferlicht auf die Haftbedingungen und den Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung geworfen hätte.

Wenn ein Besuch zu Ende geht, dann beginne ich den Prozess des Verabschiedens immer mit dieser Frage an Mumia: »Was willst du?« Mumias Antwort: »Ich will einen Weg finden, zu siegen und um verdammt noch mal endlich hier rauszukommen!«

Text der handschriftlichen Botschaft von Mumia im Besuchsraum des Staatsgefängnisses SCI Mahanoy, geschrieben auf einen Notizblock für seine Unterstützerinnen und Unterstützer: »Ich liebe euch alle! Danke, dass ihr Teil meines Lebens seid! Ich werde von eurer Liebe und Stärke getragen und mein Herz mit Optimismus erfüllt! Bis zur Freiheit! In Liebe, Mumia.«

Noelle Hanrahans Besuchsbericht erschien zuerst online am 7. Mai 2021 im Jamal Journal

https://www.jungewelt.de/artikel/402104.mauern-überwunden.html

8. Mai 1945 – danach

8. Mai 2021

Albert Norden: „Der Eichmann von Bonn“. Aus einer Rede auf der internationalen Pressekonferenz des Ausschusses für Deutsche Einheit in Berlin, 28. Juli 1960

„(…) Die Graue Eminenz von Bonn, der Mann, der all die oben genannten Funktionen bekleidet und faktisch Adenauer vertritt, wenn dieser krank, in Urlaub oder auf Reisen ist, heißt Hans Joseph Maria Globke.

Meine Damen und Herren! Wir behaupten und beweisen heute nicht mehr und nicht weniger, als daß dieser Chef des Bundeskanzleramtes und zweitmächtigster Mann der Adenauer-Regierung identisch ist mit dem Autor der antisemitischen Gesetze und intellektuellem Urheber der Pogrome des Hitlerregimes und daß er bis 5 Minuten nach 12 engster Mitarbeiter Himmlers war.

Globke – Verfasser der Nürnberger Blutgesetze

In dem von Globke verfaßten Kommentar zu Hitlers Nürnberger Judengesetzen vom 15. September 1935 hieß es wörtlich: „Das Judentum ist ein Fremdkörper in allen europäischen Völkern …Deshalb ist die Dissimilation (das heißt das Ausscheiden – A. N-) die einzig mögliche Lösung…Das Judenproblem bedurfte in politischer, wirtschaftlicher und soziologischer Hinsicht einer Lösung für Jahrhunderte…Der völkische Staat muß notwendig ein Führerstaat sein.“

Aus diesen Thesen brich die ganze antisemitische Barbarei des Nazireiches hervor. Hier sind die Gaskammern von Auschwitz ideologisch schon vorweggenommen und die Argumente für die Notwendigkeit der Ausschaltung der Juden frei Haus geliefert. (…)

Im übrigen ist die Tatsache, daß Globke den schädlichen Kommentar zu diesem Gesetz geschrieben hat, nur ein Teil der Wahrheit. Adenauer ist exakt darüber unterrichtet, daß noch tausendmal Schlimmeres auf das Schuldkonto seines vertrauten Ratgebers und Mitregenten kommt. Denn Dr. Globke ist nicht nur der Kommentator – er ist der Verfasser der Nürnberger Blutgesetze und der Verordnungen über die Brandmarkung der jüdischen Bürger. Diese Gesetze, nämlich das „Reichsbürgergesetz“ und das „Blutschutzgesetz“, schufen die Grundlage für die schrecklichen Pogrome der Nazis gegen die rassisch Verfolgten in ganz Europa und bildeten den Ausgangspunkt für ihre spätere Verschleppung in die Konzentrations- und Vernichtungslager. (…)

Mit seinem Nürnberger „Blutschutzgesetz“ verbot Globke nicht nur jede Heirat zwischen sogenannten Deutschblütigen und Fremdrassigen, sondern er stellte auch die Liebe zwischen Mann und Frau unter Ausnahmerecht und Zuchthausdrohung. Nach Tausenden zählen die Zuchthausurteile wegen „Rassenschande“, die Hitlers Sondergerichte mit Globkes Gesetzen fällten, und manch jüdischer Bürger endete wegen seiner Liebesbeziehungen zu einer deutschen Frau auf dem Schafott, das Globke errichten half.

Die von Globke verfaßten Gesetze über Namensänderungen und Personenstandswesen enthielten weitere Paragraphen, mit denen er die Straße pflasterte, auf der die jüdischen Verfolgten später in die Gaskammern der Konzentrationslager getrieben wurden. Die jüdischen Bürger zwang Globke mit diesen Gesetzen zur Führung das zweiten Namens Sara beziehungsweise Israel. Er wußte, welchen Drangsalierungen er sie damit auslieferte, denn er selber schrieb in einem Kommentar 1938, daß „mit der Führung eines jüdischen Namens heute vielfach Nachteile verbunden sind“. (Die deutsche Verwaltung vom 31. Januar 1938, S. 53.)

Das „Reichsbürgergesetz“ schließlich bildete die Magna Charta des Antisemitismus im Reiche Hitlers. Dieses Gesetz, dessen Mitautor Dr. Globke war, schnitt die jüdische Bevölkerung aus dem deutschen Volkskörper heraus und erklärte sie zu artfremdem Ungeziefer. Die meist von Globke persönlich verfaßten 20 Durchführungsverordnungen zu diesen Grundgesetzen des Rassenwahns schränkten die Lebensmöglichkeiten der Juden Schritt um Schritt ein, entkleideten sie aller Rechte, raubten ihnen Beruf und Arbeit, das Vermögen und schließlich das Leben.

Aber Globke war nicht nur einer der Autoren des Gesetzes und des Kommentars, die aus den Juden die Parias des Kontinents machten – er gehörte zu den führenden Teilnehmern der Judenausrottung und der Annexionspolitik des „Dritten Reiches“. Er wurde an allen Brennpunkten des Hitlerschen Eroberungsfeldzuges eingesetzt. (…)

Globke, „J“ und der Judenstern

Eine Teufelei besonderer Art, die auf Globkes persönliches Konto kommt, war die von ihm mit dem Chef der Schweizer Polizei vereinbarte Brandmarkung der Reisepässe von rassisch verfolgten Deutschen durch den Buchstaben „J“: Wohlbemerkt, diese Abmachung wurde am 17. September 1938 getroffen, sieben Wochen vor der sogenannten Kristallnacht. Durch die Kennzeichnung der Pässe der jüdischen Deutschen wurde ihnen der Fluchtweg ins Ausland endgültig versperrt, weil die faschistischen Grenzbehörden in der Regel niemanden durchließen, dessen Paß durch das „J“ gekennzeichnet war. Von Globke persönlich stammte um dieselbe Zeit der Vorschlag, daß nur die nichtjüdischen Deutschen, die in Italien lebten, in ihre Reisepässe den Vermerk „Gültig für die Schweiz“ erhielten. Das geschah unmittelbar, bevor die antisemitische Verfolgung auch in Italien anlief, und Globkes Vorstoß führte dazu, daß die deutschen Staatsbürger jüdischer Abstammung nun nicht mehr aus Italien in die Schweiz flüchten konnten.

Globke geht in die Schmutzgeschichte des Nazistaates ein als der Erfinder des „J“, das die Juden unrettbar in den Mauern des sie mordenden Nazireiches einschloß. Als Heydrich am 1. September 1941 die Verordnung erließ, die alle Juden zwang, den gelben Stern auf ihrer Brust zu tragen, bezog er sich ausdrücklich auf das von Globke ausgearbeitete Nürnberger „Reichsbürgergesetz“.

Welch außerordentliche Rolle der bienenfleißige Globke bei der rassistischen Mordpolitik spielte, geht aus dem Geschäftsverteilungsplan des Reichsinnenministeriums aus dem Jahre 1938 hervor. Dort wird Globke nicht weniger als 21mal als Referent und Koreferent für alle antijüdischen Sach- und Fachgebiete es Frick-Ministeriums genannt, ob es sich um allgemeine Rassenfragen, um Sippenforschung, um „Blutschutzgesetze“ oder um Namensänderungen usw. handelte. (…)

Globke und Eichmann

Zwischen Globke und dem jetzt in Israel inhaftierten Millionenmörder Eichmann herrschte eine perfekte Zusammenarbeit. Globke war der Judenreferent im Innenministerium; Eichmann besetzte die gleiche Funktion im Reichssicherheitshauptamt. Auf der gemeinsamen Basis ihres wütenden Antisemitismus entstand eine natürliche Zusammenarbeit. Der eine sorgte für die Ausdehnung der Nürnberger Gesetze auf Österreich und die Tschechoslowakei; der andere, Eichmann, bildete die Zentralstellen für die Liquidierung der Juden.

Nach dem Überfall auf Polen übernahm Globke im Reichsinnenministerium auch die Verantwortung für die „Umsiedlung der Polen und Juden“. Gleichzeitig übernahm Eichmann im Reichssicherheitshauptamt dieselbe Aufgabe. Man weiß, daß den Eichmann und Globke allein 2900000 polnische Juden zum Opfer fielen.

Schon am 17. August 1938 verfügte ein von Globke geschriebener Erlaß, daß jeder Jude bei der Gestapo gemeldet werden müsse. Damit spielte er den Himmler und Eichmann die Gesamtlisten aller zu vernichtenden Juden in die Hände. Globke bereitete durch seine Gesetze, Verträge und Polizeiverordnungen das Terrain für Eichmann vor. Dieser setzte in die Tat um, was jener ersann. (…)

Der Geist der Erschlagenen und Erschossenen und Vergasten findet keine Ruhe, denn ihr Mörder sitzt nicht im Kerker, sondern im Palais Schaumburg. Der Autor der Hitlerschen Judengesetze und engst Mitarbeiter Himmlers ist Adenauers Mitregent.

Aber wie soll man den Adenauer charakterisieren, der in voller Kenntnis der Verbrechen des Satans ihn zu seinem engsten Ratgeber und faktischen Stellvertreter ernannte?! Was ist das für ein Kanzler, der sich mit den mörderischen Spießgesellen Hitlers und Himmlers vom Schlage Globke und Oberländer umgibt?!“

Norden, Albert: Der Eichmann von Bonn, in: Die Nation und wir, Ausgewählte Aufsätze und Reden 1933-1964, Band 2, 1965, Berlin, Seite 198 ff.

Bundeskongress der VVN-BdA 2021

6. Mai 2021

Federal Congress of the (German anti-fascist organization) VVN-BdA – April 24-25, 2021

Greeting to Mumia Abu-Jamal, honorary member of the VVN-BdA

Friendly congratulations from the VVN-BdA, dear Mumia, on your day of glory!

The delegates of the VVN-BdA congratulate you on your birthday today, April 24, 2021.

We are proud to have you in our ranks since 2002 and wish you daily courage, strength and health.

For you the fight against fascism and racism is a matter of course.

You are an indispensable reporter and chronicler of the USA, and we appreciate you as a scientist and jailhouse lawyer.

You have always been an intellectual activist and internationalist, and we are saddened by your almost 40 years in prison. We hope to be able to support you and also to stand by your side.

The conditions of our struggles are different, but we are united by the same goal, a society without hate, poverty, exploitation and war.

That is what should count today.

The German poet Heinrich Heine put our common dream into words 177 years ago.

A new song, a better song,
My friends will be my aim!
We should, right now on earth,
A kingdom of heaven proclaim.

We wish to be happy, here on earth,
The days of need have gone;
The idle belly must not enjoy
What toiling hands have won.

Enough bread grows here on earth,
For all mankind’s nutrition,
Roses too, myrtles, beauty and joy,
And green peas, in addition.

Yes, green peas for everyone,
As soon as they burst their pods.
To the angels and the sparrows,
We leave Heaven and its Gods.

From “Germany. A Winter’s Tale”; Chapter “Caput I”

(Poem by Heinrich Heine (1797-1856), translated into English by Joseph Massaad;

Source: http://www.heinrich-heine.net/winter/wintereng1.htm)

We send our congratulations and we salute you!

[The End]

Es folgt das deutsche Original:

Bundeskongress der VVN-BdA – 24.-25. April 2021

Grußwort an Mumia Abu-Jamal, Ehrenmitglied der VVN-BdA

Freundschaftliche Glückwünsche von der VVN-BdA, lieber Mumia, an Deinem Ehrentag!

Die Delegierten der VVN-BdA gratulieren Dir heute, am 24. April 2021, zu Deinem Geburtstag.

Wir sind stolz, Dich seit 2002 in unseren Reihen zu wissen, und wünschen Dir täglich Mut, Stärke und Gesundheit.

Für Dich der Kampf gegen den Faschismus und den Rassismus eine Selbstverständlichkeit.

Du bist für uns unverzichtbarer Berichterstatter und Chronist der USA, und wir schätzen Dich als Wissenschaftler und jailhouse lawyer.

Schon immer warst Du intellektueller Aktivist und Internationalist, und Deine fast 40 Jahre währende Haftzeit bestürzt uns und macht uns traurig. Wir hoffen Dich unterstützen zu können und auch zur Seite stehen zu können.

Die Bedingungen unserer Kämpfe sind verschieden, doch uns verbindet dasselbe Ziel, eine Gesellschaft ohne Hass, Armut, Ausbeutung und Krieg.

Das soll heute zählen.

Der deutsche Dichter Heinrich Heine hat unseren gemeinsamen Traum in Worte gefasst, vor 177 Jahren.

„Ein neues Lied, ein besseres Lied,

O Freunde, will ich euch dichten!

Wir wollen hier auf Erden schon

Das Himmelreich errichten.

Wir wollen auf Erden glücklich sein,

Und wollen nicht mehr darben;

Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,

was fleißige Hände erwarben.

E wächst hienieden Brot genug

Für alle Menschenkinder,

Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,

Und Zuckererbsen nicht minder.

Ja, Zuckererbsen für jedermann,

Sobald die Schoten platzen!

Den Himmel überlassen wir

Den Engeln und den Spatzen.“

Heinrich Heine (1797-1856), Deutschland – Ein Wintermärchen, 1844 (Aus dem Kapitel „Caput I“)

Quelle: http://www.heinrich-heine-denkmal.de/heine-texte/caput01.shtml

Wir gratulieren Dir und wir grüßen Dich!

Zum 5. Mai 1921 – 100. Geburtstag Erich Fried

5. Mai 2021

Erich Fried: Tiermarkt/Ankauf

Der Polizeipräsident

in Berlin sucht:

Schäferhundrüden.

Alter ein bis vier Jahre,

mit und ohne

Ahnentafel,

Voraussetzungen: einwandfreies Wesen

rücksichtslose Schärfe

ausgeprägter Verfolgungstrieb

Schußgleichgültig

und

gesund

Überprüfung

am ungeschützten Scheintäter

Hund mit Beißkorb

Gezahlt werden

bis zu

750,- DM

Angebote an:

Der Polizeipräsident

in Berlin W-F 1

1 Berlin 42

Tempelhofer Damm 1-7

Tel. 69 10 91

Apparat

27 61

Strich 64

Diese Anzeige des Polizeipräsidiums erschien im Westberliner „Tagesspiegel“ am 28. Februar und 7 März 1970. 28. Februar: Reißkorb; 7. März: Beißkorb – Wortlaut nicht verändert, nur in Verse geteilt.

In: Gedichte ohne Vaterland, Frankfurt/Main, 5. Auflage 2003, Seite 77

Lebensbedrohlicher Eingriff

18. April 2021

Von Jürgen Heiser, in junge Welt vom 19. April 2021

USA: Politischer Gefangener Mumia Abu-Jamal wird heute am Herzen operiert. Informationen werden weiter zurückgehalten

Während der politische Gefangene Mumia Abu-Jamal in den USA seine Anfang März erlittene Covid-19-Erkrankung noch nicht völlig überwunden hat, erwartet er jetzt in einer nicht näher bekannten Klinik eine Operation am offenen Herzen. Aus seinem engeren Umfeld wusste nach seinem Verschwinden aus dem Staatsgefängnis SCI Mahanoy in Pennsylvania seit dem vergangenen Mittwoch niemand, wo sich der Bürgerrechtler befindet und wie er medizinisch behandelt wird. Seiner Familie, seinen Anwälten sowie Vertrauten aus der Solidaritätsbewegung wurde dazu tagelang jede Angabe verweigert. Erst am Sonnabend (Ortszeit) erhielt seine Frau Wadiya Jamal die telefonische Mitteilung, ihr Mann werde diesen Montag operiert.

Trotz des bevorstehenden, lebensbedrohlichen Eingriffs erfuhr auch Abu-Jamals langjähriger Vertrauensarzt Ricardo Alvarez bis heute weder von der Anstaltsleitung noch den für sie tätigen Medizinern einen genauen medizinischen Befund und Angaben zur Operation. Der US-Radiosender WHYY zitierte ihn deshalb mit den Worten, »die Staatsgewalt« sei »eines der größten Risiken für Mumia«.

Das vom »Komitee der Familie und Freunde Mumia Abu-Jamals« herausgegebene Jamal-Journal konkretisierte den Vorwurf des Arztes: Es sei der im Staat virulente institutionelle Rassismus, der »die größte Bedrohung für Mumias Gesundheit« darstelle. Dazu veröffentlichte die Redaktion einen »Aufruf zur Freilassung von Mumia Abu-Jamal und allen älteren Gefangenen«. Mit der von Alvarez initiierten Petition wenden sich seit Ende März US-Ärzte an die Verantwortlichen in Politik und Justiz, Abu-Jamal, »einen international anerkannten politischen Gefangenen und geachteten Radiojournalisten, Autor und Familienvater aus humanitären Gründen umgehend freizulassen«.

»Abu-Jamal wurde fälschlicherweise beschuldigt, vor 39 Jahren einen Polizisten getötet zu haben und wurde zu Unrecht inhaftiert«, heben die Mediziner in ihrer Erklärung hervor. Amnesty International habe den Prozess als »ein offen rassistisches Gerichtsverfahren« bezeichnet, das »internationale Standards für faire Gerichtsverfahren nicht erfüllte«. Detailliert werden im Aufruf die Beweismanipulationen im Prozess von 1982 beschrieben, der für den Angeklagten mit der Todesstrafe endete, die erst 2011 in lebenslange Haft umgewandelt wurde. Da »15 der 35 Polizeibeamten, die an der Sammlung von Beweisen in Mumias Fall beteiligt waren«, später wegen »systematischer Beweismittelfälschung« im Rahmen ihrer Ermittlungsarbeit gegen andere Angeklagte zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden, müsse das Urteil gegen Abu-Jamal aufgehoben und er freigelassen werden.

Denn zur gleichen Zeit, »da Mumia mit einem Schauprozess überzogen wurde«, habe das US-Justizministerium gegen die Polizei in Philadelphia wegen »Korruption und Polizeigewalt ermittelt«, so die Mediziner. In einer »beispiellosen Klage gegen den Bürgermeister sowie 21 städtische und Polizeibeamte« habe das Ministerium damals »weitverbreitete Übergriffe wie Erschießen von wehrlosen Verdächtigen, Misshandlung von in Handschellen gefesselten Gefangenen und Beweismanipulation« festgestellt. Heute dürfe man es der »rassistischen Polizeibruderschaft FOP« als der »landesweit größten Polizeilobbygruppe mit Sitz in Philadelphia« nicht durchgehen lassen, Mediziner, die sich für Abu-Jamal einsetzen, zu bedrohen, um sie »zum Schweigen zu bringen«.

»Mumias Gesundheit ist in Gefahr, und die Uhr tickt«, erklären die Mediziner und nennen die US-Gefängnisse eine »physische Manifestation des Rassismus«. Inmitten einer Pandemie gehe es darum, »humanitäre Lösungen« zu finden, die zwingend zur Freilassung der besonders gefährdeten Senioren führten. Der Aufruf endet mit der Proklamation der Ärzte, »unsere Älteren in den Gefängnissen nicht länger sterben zu lassen« und nicht zuzusehen, »dass brillante Intellektuelle wie Mumia Abu-Jamal durch die rassistische FOP, ein rassistisches Justizsystem oder grobe medizinische Vernachlässigung im Gefängnis ermordet werden«.

https://www.jungewelt.de/artikel/400770.free-mumia-lebensbedrohlicher-eingriff.html

76. Jahrestag der Befreiung Wuppertals vom Nationalsozialismus

18. April 2021

Von Gerd-Peter Zielezinski, Die Linke und Mitglied der VVN-BdA Wuppertal

Zu den Tagen der Befreiung Wuppertals am 15. und 16. April durch die Soldaten der US-Army erklärt Gerd-Peter Zielezinski, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE: „Als ich 1945 geboren wurde, war Europa eine schwer zerstörte Region, voller Flüchtlinge, vom Krieg und Terror traumatisierter Menschen.“

Dies war ein Ergebnis der Barbarei der Nationalsozialisten und ihrer Vernichtungsfeldzüge, die rund 55 Millionen Menschen das Leben gekostet haben. Die Alliierten beendeten die 12 Jahre faschistischen Terrors. Nazi-Deutschland war militärisch besiegt, aber nicht die faschistische, menschenverachtende Ideologie in den Köpfen der vieler Deutscher.

„Es ist für mich unerträglich, wenn heute wieder Naziparolen gebrüllt, Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer Religion verächtlich gemacht und bedroht werden.  Allen Formen von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit sollten wir deshalb gemeinsam immer und überall entschieden entgegentreten! Treten wir weiterhin für eine friedliche, solidarische Gemeinschaft ein, in der wir alle gemeinsam das Leben in unserer Stadt gestalten“, fordert Zielezinski.

Isoliert und gefesselt

16. April 2021

Keine Informationen zu Gesundheitszustand von inhaftiertem US-Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal. Protestbewegung klagt Entmenschlichung an

Von Jürgen Heiser, in junge Welt vom 17. April 2021

Seit Tagen fragt sich Wadiya Jamal, die Ehefrau des politischen US-Gefangenen Mumia Abu-Jamal: »Wo ist mein Mann?«. Diese Frage stellte sie dann auch mit bebender Stimme in der am Donnerstag abend im Internet übertragenen Videokonferenz der »Free Mumia«-Bewegung in den USA. Sie berichtete von einem kurzen Telefonat mit Mumia Abu-Jamal und zeigte sich bestürzt von seiner schwachen Stimme. Er sei untersucht, aber noch nicht operiert worden. Das war alles, was Wadiya Jamal erfahren hatte. Wo er sich genau befand, wusste der schwerkranke Langzeitgefangene nach seinem Abtransport aus dem Staatsgefängnis SCI Mahanoy in Pennsylvania selber nicht. Sein tagelanges spurloses Verschwinden bei akuten Erkrankungen kam schon öfter vor.

Offensichtlich steckt System dahinter. Für Johanna Fernandez von der »Mobilization for Mumia« ein klares »Echo der Sklaverei«. Auch die aus Afrika verschleppten Sklaven hätten nie gewusst, wohin sie verschifft wurden. Der Versuch von Abu-Jamals Seelsorger, dem Theologieprofessor Mark Lewis Taylor, Anstaltsleiterin Bernadette Mason vom SCI Mahanoy über Abu-Jamals Verbleib zu befragen, wurde von Wärtern schon am Tor brüsk zurückgewiesen: »Das Gefängnis ist geschlossen!« Auch sein Besuch zweier Kliniken in Gefängnisnähe sei erfolglos verlaufen. »Der Staat will Mumia absolut isolieren«, empörte sich Taylor.

Wie junge Welt am Freitag berichtete, war Abu-Jamal am Mittwoch aufgrund verstärkt auftretender Herzbeschwerden als medizinischer Notfall in eine Zivilklinik verlegt worden, ohne dass seine Familie oder Anwälte benachrichtigt wurden. Dass diese Missachtung der minimalsten Rechte des Schwerkranken schon allein Grund genug ist, ihn aus humanitären Gründen freizulassen, um sein Überleben zu garantieren, war die einhellige Meinung aller Beteiligten der von Abu-Jamals Koautor, dem Professor für Afroamerikanische Studien Marc Lamont Hill, moderierten 90minütigen Infoveranstaltung im Netz. »Wenn ein Staat wie in Mumias Fall nicht ausreichend für einen Gefangenen sorgen kann«, so Fernandez, dann müsse der Gefangene zwingend freigelassen werden. Angela Davis erklärte, vor allem »der Druck von Polizeiorganisationen« verhindere »bislang Mumias Freiheit«.

Es sei empörend, sagte Fernandez, »dass Mumia jetzt, in diesem Moment, in seinem Bett fixiert« werde. Abu-Jamal gehöre zu der Generation der 1960er Jahre, »die gegen das Imperium aufgestanden ist«. Durch die brutalen Misshandlungen wolle der Staat an ihm und anderen politischen Gefangenen demonstrieren, »was passiert, wenn du es wagst zu kämpfen«. Deshalb sei »die Unterstützung der Gefangenen absolut notwendig«, so die Aktivistin mit Nachdruck. »Wir müssen Krach schlagen und zeigen, dass wir nicht aufhören, ihre Freiheit zu fordern!« Das sei den verantwortlichen Behörden auch durch die vielen tausend Protestanrufe der Solidaritätsbewegung gezeigt worden, »die sie nicht überhören konnten«. Dies allein sei »ein Sieg«.

Mit »diesem Druck der Straße« nicht aufzuhören, riet auch Anwalt Robert Boyle. Erst seit den Protestanrufen würden seine E-Mails mit Eingaben an die Gefängnisbehörde von Pennsylvania »nicht mehr ignoriert wie davor«. Abu-Jamals Vertrauensarzt Ricardo Alvarez hob hervor, »dass Mumia überlebt« habe, sei allein »seiner Stärke« und der »unermüdlichen Arbeit der Bewegung zu verdanken«. Dies sei »eine Geschichte der Humanität«. In den letzten Tagen habe er es hingegen mit einer »Entmenschlichung« zu tun, die belege, wie recht Abu-Jamal habe, wenn er mit »Abolition is the mission« für die Abschaffung der Knäste plädiere. Völlig isoliert erlebe der Bürgerrechtler »die Enteignung seines Körpers«. Ihm als seinem Arzt werde weiter »ein Befund verweigert«. So könne er nur vermuten, dass Abu-Jamal »am offenen Herzen operiert werden soll, um verstopfte Arterien zu behandeln«. Deshalb gelte weiter, so Alvarez: »Die einzig richtige Behandlung Mumias ist seine Freilassung!«

https://www.jungewelt.de/artikel/400698.free-mumia-abu-jamal-isoliert-und-gefesselt.html

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