Pressemitteilung zum 9. November 1938

9. November 2022

VVN-BdA Wuppertal

Heute, am 9. November 2022, gedenken wir der schrecklichen Pogromnächte 1938, in denen überall in Deutschland und Österreich jüdische Menschen angegriffen wurden, auf der Strasse und in ihrem Zuhause. Wohnungen, Geschäfte, Synagogen und Betstuben wurden gestürmt, zerstört und ausgeraubt.

Weit über tausend Menschen wurden ermordet, 20-000 bis 30.000 Männer in die Konzentrationslager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen verschleppt.

In einer zentral angeordeten Aktion wurden die Synagogen erst verwüstet und dann angezündet.

Auch in den Synagogen in Elberfeld und Barmen und in den Kapellen der jüdischen Friedhöfe am Weinberg und der Hugostrasse wurde Feuer gelegt.

„In der Elberfelder und Barmer Innenstadt wurden Schaufenster eingeschlagen, Ladenlokale demoliert und Auslagen geplündert. So etwa das Schuhgeschäft Emil Rosendahl und die Textilhandlung Wolf & Heimann in der Berliner Straße. Vor dem Bettenhaus Alsberg lagen Kissenbezüge und Federn verstreut. Die Herzogstraße und die heutige Friedrich-Ebert-Straße waren mit zerstrümmerten Gegenständen aus jüdischen Geschäften übersät.

Ganze Wohnungseinrichtungen wurden auf die Straße geworfen – beispielsweise aus dem Fenster eines Hauses in der Grünstraße ein Klavier. In der Elberfelder Wortmannstraße zündeten SA-Leute das Auto einmes jüdischen Mitbürgers an. Nicht nur in ihren Wohnungen, auch auf offener Straße wurden die Juden mißhandelt – unter den Augen der Polizei.“ Zitiert aus Kurt Schnöring: Auschwitz begann in Wuppertal

Das Erinnern daran kann nicht nur ein historisches Gedenken sein, sondern es muss auch Bedeutung in der Gegenwart und Bedeutung für die Zukunft haben.

Deshalb macht die VVN-BdA Wuppertal auf eine unmittelbar bevorstehende antisemitische Provokation in unserer Stadt durch die Kabarettistin Lisa Eckhart aufmerksam.

Am 13. November wird sie mit ihrem Programm „Der Vorteil des Lasters“ in der Stadthalle auftreten.

In diesem Programm finden sich als Scherz getarnte antisemitische Aussagen. Diese „Witze“ sind nicht, wie von ihren Fans behauptet, entlarvend und zuspitzend, sondern eindeutig bejahend.

Die Antidiskriminierungsberatung und Intervention bei Antisemitismus und Rasissmus ADIRA (Dortmund) sagt dazu: „Insofern wird deutlich, dass sich die Kabarettistin unter dem Deckmantel der Satire immer wieder antisemitischer Stereotype bedient. Auch wenn Humor ein Mittel sein kann, um Antisemitismuszu thematisieren, so wird dies von Lisa Eckhart ins Gegenteil verkehrt.“

Und Philip Peyman Engel schreibt:“ sie ergeht sich, … genüsslich in judenfeindlichen Pointen, ohne jegliche ironische oder andere künstlerische Brechung. Sie reproduziert judenfeindliche Bilder, die in unserer Gesellschaft ohnehin schon massenhaft zirkulieren, und trägt zu ihrer Verbreitung bei.“

Es ist schon zum zweiten Mal seit 2018, dass Eckhart sich der Verbreitung von Vorurteilen schuldig macht. Die aktuelle antisemitische Äusserung wurde genau heute vor einem Jahr, am Jahrestag des Gedenkens an die Pogromnacht, von ihr öffentlich vorgetragen.

In Dortmund wurde deshalb im Dezember 2021 von ADIRA gegen den damals geplanten Auftritt Stellung bezogen.

Wir wissen natürlich, dass unsere Kritik wieder antisemitisch gedeutet werden wird. In der Welt der Rechten heisst es: „Jetzt zeigen die Antifaschist:innen, dass sie Teil der Verschwörung gegen die freie Meinungsäusserung sind.“

Das stimmt nicht. Wir widersprechen, weil wir wissen, dass Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen ist! Gerade heute am 9. November, erinnern wir daran!

Die VVN-BdA Wuppertal wendet sich gegen den Auftritt von Lisa Eckhart in Wuppertal.