Verdacht auf Covid-19 bei Mumia Abu-Jamal

1. März 2021

USA: Inhaftierter Bürgerrechtler offenbar erkrankt. Unterstützer fordern Aufklärung

Von Jürgen Heiser in junge Welt vom 1.März 2021

Als der US-Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal am vergangenen Dienstag seine jüngste jW-Kolumne verfasste (siehe S. 6), ahnte noch niemand die kommende Dramatik. »Mumia ist an Covid-19 erkrankt!« Diese Eilmeldung aus den USA erreichte am Sonnabend nachmittag auch die Solidaritätsbewegung für den politischen Gefangenen in Europa. Der seit fast 40 Jahren unrechtmäßig eingesperrte Abu-Jamal leide unter »akuten Atembeschwerden und Schmerzen in der Brust«, alarmierte Noelle Hanrahan von Prison Radio die Öffentlichkeit. Er habe aus dem Staatsgefängnis SCI Mahanoy angerufen und mitgeteilt, dass er schwer erkrankt sei. Die Symptome deuteten auf Covid-19 hin, die auch in Pennsylvanias Gefängnissen seit Monaten grassierende Infektionskrankheit.

Als Überlebender einer bis 2011 andauernden Isolierung im Todestrakt und einer erst nach internationalen Protesten und Anordnungen eines Bundesgerichts behandelten chronischen Hepatitis C, gehört der 66jährige zu den durch die Pandemie am stärksten gefährdeten Gefangenen. Die »Free Mumia«-Gruppen verlangen deshalb, Abu-Jamal müsse »sofort auf eine Infektion getestet und bei bedenklichen Werten des Sauerstoffgehalts seines Blutes in ein Hospital verlegt werden«. Vor allem gehe es aber um »seine Freilassung und die aller medizinisch gefährdeten Häftlinge über 50«. Ab sofort werden die zuständigen Behörden telefonisch mit diesen Forderungen konfrontiert. Die Onlinezeitung Jamal Journal veröffentlichte dazu die Telefonnummern der Verantwortlichen: Bernadette Mason, Leiterin des SCI Mahanoy, John Wetzel, Chef der Gefängnisbehörde Pennsylvanias, und Lawrence Krasner, Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia.

Auf einer spontanen Kundgebung vor Krasners Amtssitz, der seit kurzem Abu-Jamals Recht auf ein Berufungsverfahren zu blockieren versucht, prangerte ein Enkel des Inhaftierten am Sonnabend an: »Die versuchen, meinen Großvater ins Grab zu bringen.« Seine Freilassung und »ein fairer Berufungsprozess, auf dem die Unschuldsbeweise vor Gericht gehört werden«, seien jetzt »die einzige Lösung«.

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